Zwischen Burpees, Backsquats und Bewusstsein

Wie Crossfit, Hypnose und Selbstmotivation mir helfen, Körper, Kopf und Emotionen wieder in Einklang zu bringen.

Ich war nie der klassische Couchpotatoe. Eher so der Typ: ehemaliger sporadischer Gym-Gänger, Motorradfahrer mit Vorliebe für kernige Touren und Enduro-Tracks, der einfach zu lange zu viel im Kopf unterwegs war. Als Hypnotherapeut begleite ich andere durch emotionale Prozesse – und habe dabei irgendwann übersehen, wie sehr mein eigenes System auch Ausgleich brauchte.

Mein Körper war da – Klar. Aber etwas schwammig, nicht ganz wach und suboptimaler Körperhaltung. Mein Nervensystem – völlig überladen. Meine Motivation? Die versteckte sich zwischen To-do-Listen, Berichten und Therapiesitzungen.
Meine Emotionen? Irgendwie eine Achterbahnfahrt bei der es hoch hinaus und tief hinunter geht und irgendwo ist da noch so eine enge Kurve.

Und dann kam der Moment in dem ich für mich entschloss – Ich will wieder anknüpfen. An mich selbst. An meinen Körper. An diese enorme Kraft, die entsteht, wenn wir alles zusammenbringen – Kopf, Herz, Muskeln, Geist und Seele.


Crossfit – Kraft, Balance und innerer Widerstand

Crossfit war für mich Neuland – voller Namen und Begriffe, die wie Geheimcodes klangen: Deadlifts, Burpees, Box Jumps, Snatches, Squats, WOD, 3RM, MetCon.
„What the fuck?!“ habe ich gedacht.

In den ersten Sessions war mein System echt überfordert: körperlich, mental und koordinativ. Es fühlte sich an wie ein Tanz, für den ich die Schritte noch nicht kannte – und tanzen kann ich sowieso nicht gut. Aber die Musik mochte ich sofort.

Ich war zwar kein Sportanfänger, aber ein Neuling in diesem Setting. Und das war auch gut so. Es hat mich gefordert und mir meine eigenen Grenzen gezeigt.

Aber ich hatte etwas im Gepäck, das mich unterstützte – Selbsthypnose.

Aktiv-Wach-Hypnose, Bewegung, Meditation


Wenn Visualisierung zur Superkraft wird

Schon auf dem Weg zum Training starte ich meine „Aktiv – Wach – Hypnose“. Meine Füße laufen, mein Geist klärt sich, mein System stimmt sich auf das Workout ein. Musik aus meinen Kopfhörern unterstützt das Ganze. Immer im Beat Richtung Crossfit Box.

Während des Workouts nutze ich dann Visualisierungen, um Spannung loszulassen, Energie zu fokussieren und Kraft zu mobilisieren.

Manchmal stelle ich mir meine Anstrengung als roten Nebel vor, der aus mir herausströmt. An anderen Tagen ist es ein gelber Dampf oder ein zäher Film, der sich verzieht. Mein Unbewusstes malt ganz intuitiv – und ich atme.

Ich sehe vor meinem geistigen Auge meinen Körper stark, stabil, und geschmeidig. Ich spüre hinein in Schultern, Beine und Bauch. Und ich sage mir:

„Ich hab Ausdauer. Ich schaff das. Mein Körper macht das mit Leichtigkeit.“

Und plötzlich bewegt sich etwas – in mir und durch mich.


Jede Übung ein Spiegel: Deadlifts, Burpees & die innere Arbeit

Deadlifts sind für mich mehr als nur Gewichtheben. Es ist auch das bewusste Anpacken der Schwere, die ich mit mir herumtrage. Ich hebe nicht nur Stahl – ich hebe mein Selbst, meine Woche oder meine Müdigkeit.

Burpees sind die reinste Metapher fürs Leben. Du fällst hin, du stehst auf, du springst weiter. Immer und immer wieder. Das ist kein Glamour, aber pure Wahrheit. So ist es einfach.

Box Jumps? Das sind ebenfalls meine Mutproben. Oft sind die Boxen recht hoch und jeder Sprung ist hier ein Ja zu mir selbst, ein „Ich trau mich!“

Squats erinnern mich immer daran, dass Tiefe nicht Schwäche ist, sondern Stärke. Ich gehe in die Knie, um Kraft zu finden. Um wieder aufzurichten, was sich verbogen hat.

Und dann sind da Snatches – diese herausfordernde Mischung aus Chaos und Präzision. Wie eine Entscheidung im Leben: mutig, schnell, ganz. Alles hat seinen eigenen, eleganten Ablauf.


Mein Handstand-Moment

Ein echtes Highlight war mein erster Versuch, einen Handstand zu machen. Mein Körper sagte „What?!“, mein Kopf wollte fliehen und ab nach Hause.

Aber dann war es eine Frage der Ehre – Selbsthypnose. Visualisierung. Atmung. Was ich anderen beibringe sollte doch auch für mich funktionieren.
Ich sah mich an der Wand, spürte meine Mitte und los. Und da stand ich – auf den Händen. Kurz zwar, aber immerhin.

Dieser Moment war wie ein Handschlag mit mir selbst und meinem inneren Zweifler: „Siehst du? Wir können das.“ „Geile Sache!“ Ich habe mich schon lange nicht mehr so für mich selbst gefreut und mir selbst gratuliert.


Körperarbeit ist auch Seelenarbeit

Was ich im Crossfit finde, ist weit mehr als Fitness. Es ist Selbsterkenntnis in Kombination mit körperlichem, emotionalem und mentalem Einklang unter Belastung.

Ich spüre, wie mein Nervensystem sich sortiert, beruhigt und ausgleicht. Wie meine Gedanken klarer werden, wenn mein Körper mitarbeitet. Wie meine Psyche auftankt, wenn mein Blut pumpt.

Und ja – ich mache das Workout für mich. Und nur für mich. Aber ich bin dabei nicht allein. Die Coaches, die Community, der Raum: Sie halten, motivieren & tragen. Und das macht für mich den Unterschied.
Manchmal ist mein Training wie eine Sitzung mit mir selbst.
Ich höre mir zu. Ich atme. Ich begleite mich durch das Unangenehme – und wachse schlussendlich daran.


Dein Körper will mitreden

Ich bin nicht ins Crossfit gegangen, um Sixpacks zu jagen. Die hab ich nie gehabt und werde ich höchstwahrscheinlich auch nie haben. Ich bin gegangen, um mich wieder zu spüren. Und ich bin geblieben, weil ich eins gemerkt habe: Mein Geist unterstützt mich. Mein Körper auch. Die beiden gemeinsam sind echt ein Top-Team.

Also wenn auch du spürst, dass du aus dem Gleichgewicht bist – egal ob sportlich, emotional oder mental – dann frag dich mal:

„Was wäre möglich, wenn ich meinem Körper wieder mehr Raum gebe?“

Vielleicht antwortet er dir schon – mit einem kleinen Zucken im Muskel. Oder einem Lächeln im Herzen.

Hallo, ich bin Hannes Tiedens

Ich bin Hypnosetherapeut, Mentaltrainer, Coach und Heilpraktiker für Psychotherapie.